innovating health
„Das Widereinanderstehende zusammenstimmend
schafft aus dem Unstimmigen die schönste Harmonie.“
_Heraklit

Die WHO-Gesundheitsdefinition

ist ein Statement, das Widerspruch herausfordert.

Autor: Jon Boner

Dies ist die WHO-Definition von Gesundheit: „[Gesundheit ist] ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“

Es ist verständlich, dass man die WHO-Gesundheitsdefinition etwas unrealistisch finden kann. Nach dieser Definition dürfte es schwierig sein, jemanden zu finden, der vollständig gesund ist; die Definition blendet aus, dass das Erreichen und Aufrechterhalten eines vollständigen Wohlbefindens in allen Lebensbereichen eine Herausforderung darstellt. Dennoch, die Definition hat Stärken und Schwächen. Im Folgenden finden Sie Überlegungen zu dieser Sichtweise und zu alternativen Konzepten für Gesundheit und Krankheit.

Stärken der WHO-Definition

  1. Ganzheitlicher Ansatz: Die Definition ist umfassend und erkennt an, dass Gesundheit nicht die blosse Abwesenheit von Krankheit ist—sie schliesst geistiges und soziales Wohlbefinden ein. Diese Sichtweise fördert einen integrierten Ansatz für die Gesundheitsversorgung und Initiativen im Bereich der öffentlichen Gesundheit.
  2. Präventiver Schwerpunkt: Durch die Betonung des ganzheitlichen Wohlbefindens fördert die Definition präventive Gesundheitsmassnahmen und eine Konzentration auf die Erhaltung der Gesundheit und nicht allein auf die Behandlung von Krankheiten.
  3. Umfassender Rahmen: Sie anerkennt die vielfältigen Dimensionen der Gesundheit, einschliesslich psychologischer und sozialer Faktoren, die in engeren Definitionen oft übersehen werden.

Schwächen der WHO-Definition

  1. Unrealistischer Standard: Die Vorstellung von vollständigem Wohlbefinden ist ein Ideal, das für die meisten Menschen schwer, wenn nicht gar unmöglich zu erreichen ist. Es setzt eine Messlatte, die dazu führen kann, dass sich viele Menschen unzureichend oder ungesund fühlen, selbst wenn es ihnen gut geht.
  2. Statische Natur: Gesundheit ist dynamisch und schwankt im Laufe der Zeit. Die Definition berücksichtigt nicht die natürliche Variabilität und Widerstandsfähigkeit der menschlichen Gesundheit.
  3. Subjektivität: Wohlbefinden ist höchst subjektiv und variiert erheblich zwischen Individuen und Kulturen. Eine Einheitsdefinition kann die Nuancen der individuellen Gesundheitserfahrungen kaum erfassen.

Die WHO-Definition von Gesundheit ist ehrgeizig und setzt einen hohen Standard; für den täglichen Gebrauch ist sie eher ungeeignet. Gesundheit sollte als ein dynamisches Kontinuum und nicht als ein fester Zustand betrachtet werden. Eine flexiblere und individuellere Definition, welche die Variabilität und Komplexität der menschlichen Gesundheit anerkennt, ist sicherlich effektiver.

Persönliche Ansicht

Eine Definition von Gesundheit, die mir mehr zusagt, betont Resilienz, Anpassungsfähigkeit und Funktionalität:

  1. Gesundheit als Resilienz: Gesundheit könnte definiert werden als die Fähigkeit, sich an körperliche, geistige und soziale Herausforderungen anzupassen, darauf zu reagieren und sich davon zu erholen. Dies unterstreicht die Fähigkeit, angesichts von Widrigkeiten das Gleichgewicht und die Funktionalität zu erhalten.
  2. Gesundheit als Funktionalität: Gesundheit kann im Hinblick darauf gesehen werden, wie gut der Einzelne seine täglichen Aktivitäten ausführen und seine Rolle in der Gesellschaft erfüllen kann, auch wenn er gelegentlich gesundheitliche Probleme hat.
  3. Gesundheit als subjektives Wohlbefinden: Dieser Ansatz versteht die persönliche Wahrnehmung von Gesundheit, er respektiert individuelle Erfahrungen und die subjektive Einschätzungen von Gesundheit.
  4. Relative Abweichung: Krankheit könnte als eine relative Abweichung vom üblichen Gesundheitszustand einer Person betrachtet werden, wobei anerkannt wird, dass das, was eine Krankheit ausmacht, von Person zu Person unterschiedlich sein kann.
  5. Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit: Krankheit als Zustand, der die Fähigkeit, im täglichen Leben zu funktionieren, erheblich beeinträchtigt.
  6. Gleichgewicht und Ungleichgewicht: Krankheit ist kein binärer Zustand; sie ist eine Störung im körperlichen, geistigen oder sozialen Bereich, welche das allgemeine Befinden einer Person beeinträchtigt.

Zusammenfassung

Die WHO-Gesundheitsdefinition ist ein wertvoller Leitfaden für einen ganzheitlichen und präventiven Ansatz in der Gesundheitsversorgung. Die Einbeziehung realistischerer, dynamischer und individuellerer Konzepte kann zu einem praktischeren und umfassenderen Verständnis von Gesundheit führen. Wenn wir Idealismus und Pragmatismus in Einklang bringen, können wir der vielfältigen und komplexen Natur der menschlichen Gesundheit und des Wohlbefindens besser gerecht werden.